Eingestellt: | 2009-02-09 |
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B1 © | |
Hallo, diese Lichtstimmung während des Sonnunterganges konnte ich noch einfangen. Grüße....Markus. |
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Technik: | Pentax K10D + 16-45mm/4 bei 26mm auf Stativ, ISO100, F/11, 1/6 Sek. |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 130.0 kB 991 x 657 Pixel. |
Ansichten: | 1 durch Benutzer148 durch Gäste436 im alten Zähler |
Schlagwörter: | |
Rubrik Landschaften: |
vielen Dank für Deine Erwiderung! Du sprichst da etwas sehr Grundlegendes an, nämlich die Wiedergabe einer Situation "fast100%" bzw. das Thema "Bild nicht verfälschen". Ich finde es grundsätzlich sehr lobenswert, dass Du Dir diese Ansprüche setzt. Gleichzeitig erkenne ich darin aber auch eine Art grundlegendes Missverständnis, und da dies mir sehr am Herzen liegt, möchte ich gern noch mal ausführlicher darauf eingehen.
Zunächst mal gibt es einfach keine fotografische Wiedergabe "fast 100% so, wie es war", und ganz besonders gilt das für Bilder, die weniger von der Sachlichkeit als von Farb- und Helligkeitswerten sowie Kontrasten leben. Da gibt es kein objektives Richtig oder Falsch, sondern wir können uns bestenfalls bemühen, das Bild unserem Augeneindruck möglichst nahe kommen zu lassen. Dieser Augeneindruck ist aber vollkommen subjektiv und in der Regel erheblich von dem abweichend, was die Kamera "sieht". Grund 1 dafür ist, dass unser Auge schon bei einer gegebenen Situation Kontrast- und Helligkeitswerte über eine viel breitere Skala als ein Kamerachip unterscheiden kann. Grund 2 ist, dass unser Auge sich zusätzlich veränderten Helligkeiten sehr stark anpassen kann. Es muss also schon ganz extrem duster sein, wenn wir es als "dunkle Nacht" empfinden, und extrem hell, bevor wir wirklich "gleißende Helligkeit" wahrnehmen und Details dann in beiden Fällen nicht mehr unterscheiden.
Der Vordergrund Deines Bildes ist nun schon ziemlich nah an dem Empfinden "dunkle Nacht". Man kann zwar noch einiges erkennen, aber es wirkt alles schon sehr duster. Nun sehe ich aber Deine Belichtungswerte. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass es tatsächlich während der Aufnahme etwa noch so hell war, wie in einem Zimmer bei recht guter Glühlampenbeleuchtung. Solches Licht empfindet man subjektiv noch als hell, man liest und arbeitet ja mühelos dabei. Ich bin mir sicher, dass Du dort noch im subjektiv recht Hellen gestanden hast, es war noch nicht "fast Nacht", sondern gerade beginnende Dämmerung, sonst hättest Du eine ganz erheblich längere Belichtungszeit gebraucht, zumal bei 100 ASA und Bl. 11. Eine Bildwiedergabe nahe am "Zappenduster", wie jetzt zu sehen, entspricht also bestimmt nicht ziemlich genau dem Augeneindruck, und das ist ja vermutlich mit "fast 100%" gemeint.
Wenn man sich das Histogramm des Bildes anschaut, erkennt man, dass es sehr knapp, aber nicht unterbelichtet ist, bei einer insgesamt relativ kontrastarmen Ausgangssituation. Denn die Tonwertkurve beginnt praktisch am Schwarz und hört schon kurz nach der Mitte auf, bei Tonwert 148. Die hellsten Bildteile entsprechen also einem hellen Grauwert. Fast die gesamte hellere Hälfte der Tonwertskala ist dagegen gar nicht belegt. Unser Auge arbeitet so, dass es sich automatisch auf eine mittlere "Belichtung" einstellt, die in etwa dem "Neutralgrau" entspricht, worauf die Kamera-Belichtungsmesser geeicht sind. Dem kommst Du recht nahe, indem Du eine Tonwertkorrektur durchführst und den rechten Regler bis an Tonwert 148 heranziehst - so verändert sich der Bildeindruck schon erheblich, und zwar, das lässt sich grundsätzlich sagen, dem "natürlichen Augeneindruck" erheblich besser angenähert.
Trotzdem bleibt der Vordergrund aber immer noch ziemlich duster, was mit Sicherheit ebenfalls noch nicht dem Augeneindruck entspricht, denn unser Auge kann, wie gesagt, Helligkeitsunterschiede viel besser ausgleichen als die Kamera und empfindet deshalb den Unterschied zwischen hellem Himmel und dunkler Landschaft längst nicht so stark, wie das Bild es nachher wiedergibt.
Aus all dem ist zu schlussfolgern, dass man sich in vielen Fällen einfach entscheiden muss, was einem wichtig ist. Richtig oder falsch gibt es nicht, und selbst was "möglichst authentisch" ist, ist bei solchen Motiven oft praktisch nicht zu entscheiden. Du hast Dich hier für eine ziemlich knappe Belichtung des Himmels entschieden, um die intensive Farbigkeit hervorzuheben. Das mag für diesen Bildbereich subjektiv "fast 100%" den Eindruck wiedergeben, führt aber zwangsläufig dazu, dass die Landschaft im Bild sehr dunkel wiedergegeben wird, und damit nicht so, wie das Auge es in solcher Situation empfindet. Realistischer, also dem Augeneindruck insgesamt näher, käme mit Sicherheit eine ziemlich helle Himmelswiedergabe, was eine Helligkeit der Landschaft im mittleren bis unteren Grauwertbereichen zur Folge hätte, aber dann wäre das Dramatische aus dem Bild wohl weitgehend verschwunden, und das Schwergewicht läge nicht mehr auf der intensiven Farbigkeit des Himmels, sondern auf der eher langweigigen Landschaft.
Diese Entscheidung - egal, wie sie nun ausfällt - hat meines Erachtens überhaupt nichts mit Mogelei oder Verfälschung zu tun, sondern lediglich mit dem Bemühen, die Unvollkommenheit der Kameratechnik zu akzeptieren und Belichtung, Gestaltung und Nachbearbeitung daran zu orientieren, was das Bild letztlich dem Betrachter zeigen soll. In diesem konkreten Fall würde ich denken, dass es der farbenprächtige Himmel ist. Die Landschaft im Vordergrund ist verhältnismäßg langweilig, wird zwangsläufig bei korrekt belichtetem Himmel immer viel zu duster wirken und ist deshalb im Grunde genommen fürs Bild verzichtbar, deshalb eben der häufig angewendete Trick, dann gleich "den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben" und - wenn ohnehion schon alles im Dunklen verschwindet - lieber konsequent gleich ganz knallig den Vordergrund nur noch durch einige markante Details in Form schwarzer oder sehr dunkler Silhouetten anzudeuten. Andererseits wäre es aber auch m.E. keine "Verfälschung", wenn Du dem, was die Kamera allein nicht mehr schafft, in der EBV nachhilfst, indem Du z.B. den Vordergrund selektiv aufhellst, um die Szenerie als Ganzes damit dem subjektiven Augeneindruck besser anzunähern.
Soweit also ein bisschen Theorie, hoffentlich war es verständlich und nicht allzu überladen. Es ist natürlich letztlich auch wieder nur eine Meinung, und man kann mit der gleichen Berechtigung auch ganz andere Meinungen vertreten, aber wichtig erscheint mir bei allem immer, sich bewusst zu werden, was man tut und mit welcher Absicht bzw. Wirkung.
Okidoki?
Gruß
Kurt
die Lichtstimmung und die Farben am Himmel gefallen mir ausnehmend gut, der ins Bild hineinweisende Wolkenfinger macht sich gestalterisch prima. Nur ein wenig mehr Brillanz würde ich mir wünschen.
Soweit der schöne Himmel. Leider macht der konfus strukturierte, teils völlig im Dunkel sich verlierende Vordergrund in meinen Augen vieles von dieser tollen Wirkung wieder zunichte. Ich glaube, hier hätte sich eine markante Einzelbaumsilhouette oder eine Entscheidung für einen helleren, farblich besser strukturierten Vordergrund besser gemacht.
Gruß
Kurt