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Vorweg: Für mich ist die Freigewässersaison, zumindest beim Schwimmen, seit jeher spätestens Mitte September beendet gewesen. Irgendwann war es halt zu kalt, um noch Spaß zu machen.
Dieses Jahr war's eigentlich genau so - letztes Schwimmen 3.9. im Töppersee.

Aber dann kam die Wärmephase Anfang Oktober, ich hatte im Gegensatz zu den Vorjahren einen Shorty (2mm eng anliegendes Neopren rund um Ober- und Unterkörper), und außerdem war meine fotografische Ausbeute bei dieser Freiwassersaison insgesamt doch eher unbefriedigend gewesen (ich glaube, der Sommer war keiner), viele Motive glänzten durch Abwesenheit, und außerdem: Wann kann man im Oktober schwimmen gehen? (heute, meine ich. Daß das in 30 Jahren so üblich sein mag, will ich gar nicht ausschließen)

Und so bin ich am 3.10. noch mal ins Wasser gegangen. Aus praktischen Gründen - kurzer Weg zum Wasser - ging ich ins Gewässer des Tauchvereins. Da war den Sommer über die Sicht ausgesprochen schlecht gewesen... aber bei den Seen mit richtig guter Sicht muß man so weit laufen, und das macht mit genug Neopren in der Tasche wenig Spaß (davon abgesehen wird's dann noch später, was in Punkto Licht ausgesprochen ungünstig ist). Der Töppersee, an den man ebenfalls sehr nah heran kommt, hat beim letzten Mal einen auffälligen und unangenehmen "Geruch" gehabt.
Das Unterwassergehäuse für die Kamera lag zuhause, die Flossen ebenso (außerhalb der Saison ist meine Lagerung dieser Sachen eher chaotisch), und so ging ich "nur so" schwimmen.

Die Sicht war gut - 3 bis 5 Meter nahe der Oberfläche, schätze ich - und zu sehen gab es eine Million oder mehr kleine Muscheln, die sich an alles angeheftet hatten, was sich nicht wehren konnte. Ja, eine Million oder mehr - die waren wirklich überall zu sehen, dicht an dicht.
Und dazu kamen dann einige reizvolle aus Pflanzen, Algen und gefallenen Bäumen bestehende Unterlandschaften.

Also bin ich am 4.10. noch mal ins Wasser gegangen - morgens, in der Hoffnung noch vor dem Zuziehen der Wolkendecke wieder aus dem Wasser zu sein. Und? Genau, ich kam kurz nach dem Zuziehen *ins* Wasser. Das Licht war schlecht, die Landschaft fad, und die Muscheln waren verwackelt.
Aber die Rotwangenschildkröte (Überraschung vor Algen: Rotwangenschildkröte) entschädigte.
Und ich sah, zum ersten Mal seit Jahren, mal wieder einen halbwegs anständig großen Hecht im Ütti - 50 oder 60cm lang, eigentlich nicht besonders groß, aber ich habe seit Jahren nur Tiere von 20 oder 25cm Länge gesehen.

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Am 13.10. ging ich dann noch mal in den See. Das Wasser war noch kälter, aber ich hatte vier Schichten Neopren an (Nierengurt, Shorty, Tropenoverall und Eisweste...), und so war es auszuhalten. Die Eisweste habe ich in den folgenden Tagen übrigens weggelassen, das war dann doch zu beengend.
Die Sicht war eher noch besser als bisher - 5 bis 7 Meter. Aber es war relativ spät, das Licht schon schwach, die Muscheln schlecht beleuchtet und die am 3. entdeckte Unterwasserlandschaft war nun uninteressant - eine Woche Kälte reicht für große Veränderungen.
Im Flachbereich vor der Insel war nichts los (großer Kleinfischschwarm, aber damit das wirkt, braucht man Licht satt), an der Insel selbst war nichts los, daher bin ich zum gegenüberliegenden Ufer geschwommen.
Da fand ich dann einen Hecht (das Foto erspare ich euch, fehlfokussiert und verwackelt bei ISO 800...), und 5 oder 10 Meter später dann noch einen. Beide annehmbar groß, wahrscheinlich aus dem Vorjahr. Meine Freude war groß, aber mir war kalt, und weil ich erwartete, daß es das gewesen ist, habe ich dann etwas schneller gemacht.

15 oder 20 Meter später folgten dann Hecht 3 und 4 - Nummer 4 im Maul von Nummer 3 (Kannibalismus ist Hechten nicht fremd). Ich konnte nur schwer bremsen, und wäre fast in die beiden hereingerauscht. So ließ Nummer 3 Nummer 4 los, und beide entfernten sich blitzschnell in unterschiedliche Richtungen. Die beiden hab' ich allerdings noch auf den Chip bekommen - nicht perfekt scharf, aber immerhin.

Am nächsten Tag - 14.10. - ging es also wieder ins Wasser, diesmal ein paar Stunden früher. Die Sicht war eher noch besser geworden (7 bis 10 Meter), das Wasser war relativ ruhig, und rund um die Insel war, wieder, nichts los. Kein Wels (die fand man da letztes Jahr regelmäßig), kein Karpfen (die fand man da "immer schon"), kein Hecht, keine Schildkröte.
Aber die Sicht war gut, das Licht auch, und so habe ich einige Aufnahmen der Unterwasserlandschaft gemacht und auch ein paar Filme.
Am gegenüberliegenden Ufer wurde es dann wieder so richtig interessant. 4 Hechte?
Nein, einmal waren gleich 7 im Blickfeld. 5 hab' ich gleichzeitig auf den Chip bekommen. Sie hingen fast alle dicht unter der Wasseroberfläche, was ein paar interessante Aufnahmen ermöglicht hat (die mit perfekter Spiegelung gab's allerdings nicht).

Insgesamt war es so interessant, daß ich fast 80 Minuten im Wasser bleibt. 3 Schichten Neopren helfen, aber... fürchterlich kalt war es am Ende trotzdem, und wenn man den warmen Tee kaum trinken kann, weil man den durch Zittern zu verschütten droht, nützt der erstaunlich wenig. Und der Krampf im Unterschenkel, naja, eine wahre Freude war auch der nicht (Hinweis: ich komme, wenn ich denn will, mit Brust-Armzug quer über den See).

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Am 15.10. ging es wieder in den Üttelsheimer See. Diesmal hatte ich mir vorgenommen, nicht ganz so lange drin zu bleiben... es gelang sogar Bild: Lächelndes Gesicht
Der Wind hatte zugenommen, das Wasser war deutlich welliger geworden, und stellenweise hatte die Sicht etwas nachgelassen. Aber an den interessanten Stellen war sie so gut wie vorher.
Die Wellen sorgten für interessante Lichtbrechungen. Dank ihnen bekam ich doch noch mein Muschelbild, einige faszinierende Unterwasserlandschaften und einen wundervoll ausgeleuchteten Stichlingsschwarm.
Dazu kam "natürlich" die "übliche" Menge Hechtaufnahmen. Diesmal waren die Tiere dem Boden näher als der Oberfläche und so kam ich zu anderen Aufnahmen. Auch konnte ich lernen, daß ein Kontrast-basierter Autofokus mit diesen schnell wechselnden Lichtverhältnissen so seine Probleme hat (kann man auch gut beim Hecht-Video sehen), aber da ich jegliche Fotografenehre schon lange durch übermässig viele Auslösungen verloren habe, hat das nicht besonders schaden können.

Später sah' ich nah an einem verlassenen Haubentaucher- oder Bläßrallennest einen Meter vor mir zwei Flügelspitzen im Wasser hängen. Ich Idiot hab' dann erst mal geguckt, wer da verstorben war, und den Kopf aus dem Wasser gehoben.

Wer? Zwergtaucher (das erste Mal, daß ich im Ütti einen gesehen habe).
Tot? Nein, absolut lebendig.
Foto? Nein, der Zwergi tat, was Zwergis nun mal tun, wenn Fotografen auftauchen, und ist abgetaucht. Und tauchen können die Kerle.

Nach 70 Minuten war ich draußen. Kalt war's genauso (siehe oben, Stichwort Zittern), der Beinmuskel hatte zwar keinen Krampf, aber eine unangenehme Zerrung, Abtauchen ging nicht mehr (bei mir braucht's allerdings ohnehin nicht viel, bis das nicht oder nur schwer geht), und eine Außenohrinfektion war auch bereits da (die habe ich ein paar Jahre lang allerdings schon bekommen, wenn ich nur Wasser angesehen habe).
An dem Punkt hat dann die Vernunft gesiegt, und ich hab' die Saison erst mal beendet.



Und die Moral von der Geschicht'?
Ich gehe seit 10 Jahren in diesem See schwimmen und tauchen. Viele Male im Jahr, ich war schon etliche Male an jeder der beschriebenen Stellen.
Bis vor kurzem hätte ich gesagt, daß ich ihn gut kenne, und daß es im Ütti kaum Hechte, nur minimale Mengen Rotaugen/federn, keine Zwergtaucher gibt, keine großen Barsche, dafür allerdings ein Übermaß an Kleinen, und richtig viele Karpfen gibt.

Dann habe ich binnen drei Tagen jede Menge Hechte, etliche Rotfedern/augen und einige große Barsche (kein Foto) gesehen.
Nun mache ich mir Gedanken, wo denn die ganzen Karpfen stecken.

Kenne ich den See? Offensichtlich nicht.
Werde ich ihn je kennen? Wahrscheinlich nicht.

Wer weiß, vielleicht werde ich da irgendwann mal wieder eine Schleie oder einen Zander finden. Oder Süßwasserquallen - die hab' ich seit 3 oder 4 Jahren nicht mehr gesehen.

P.S.: Video-Anfänger. Sorry.