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Hallo !

Aufgrund der Kommentare unter dem Foto „Heidi“ von Johanna Murgalla wollte ich das dort angeschnittene Thema gerne mal als Diskussionsgrundlage hinstellen. Da ich es unfair finde, wenn dies auf den Schultern eines einzigen Users (in diesem Fall Johanna) ausgetragen werden würde, möchte ich die Diskussion mal ins Textforum „verschieben“.

Franz Ludenberg hatte unter das Foto geschrieben:

„Hallo Johanna.

Sicher ein schönes Bild. Aber ich kann diese Bilder nur noch schwerlich ertragen. Wir haben ja bei unserem Seminar darüber gesprochen. Die Bilder sehen einfach alle gleich aus. Wo bleibt deine Kreativität? Einfach mal versuchen es anders zu machen. Ich weiß ich habe gut schwätzen. Aber dir traue, bei deinem Talent, das einfach zu. Andere Sichtweisen, mehr Umfeld, Gegenlicht, nur einige Beispiele. Versuche es einfach mal.

Herzliche Grüße Franz“

Desweiteren schrieb daraufhin Pascale Teufel:

„Hallo Johanna,

in gewisser Weise gebe ich Franz Recht: sicher haben wir diese Art von Bildern schon zig-mal gesehen, aber sie kommen ja auch nach wie vor hier im Forum sehr gut an, mal ganz davon abgesehen, dass das ein rundum schönes Bild ist.

Um es mal ganz ehrlich zu sagen, womit ich bei dieser Art von Bildern zunehmend Schwierigkeiten habe: die Bezeichnung "Beeinflusste Natur" ist ja eine sehr schwammige, war es immer schon. Die einen meinen damit, dass sie ein paar Grashalme abschneiden, die anderen verstehen darunter, dass sie das jeweilige Insekt umsetzen und vor irgendeinen schönen HG setzen, und noch mal andere sind besonders skrupulös und bezeichnen jedes Foto als "Beeinflusste Natur", weil das Tier sie vielleicht wahrgenommen hat, obwohl sie sein Verhalten nicht absichtlich - zwecks eines schöneren Bildes - beeinflusst haben.

Als Betrachter weiß ich also nie, wie weit hier die Beeinflussung ging, und das macht mir oft die Beurteilung solcher Makros sehr schwer. Man weiß ja - durchaus auch aus eigener Erfahrung, das will ich gar nicht verhehlen - welche Praktiken unter Makro-Fotografen gang und gäbe sind: im Grunde genommen ist das ja eine Art Studio-Fotografie im Freien. Sicher gekonnt mit tollen Ergebnissen, aber irgendwo auch austauschbar ...

Diese Einwände richten sich selbstverständlich nicht speziell gegen dein Foto - nur hat Franz jetzt diesen Stein ins Rollen gebracht, und dann kann man fast nicht umhin, die Bedenken auch mal öffentlich in Worte zu fassen, die man schon lange beim Betrachten dieser Art von Fotos hegt. Jetzt hat es einfach zufällig DEIN Bild getroffen, das ja - das möchte ich noch mal hervor heben - ein wunderschönes ist - keine Frage.

VG,
Pascale“

So, nun möchte ich mal die Diskussion eröffnen, was „Beeinflusste Natur“ sein kann. Ich wünsche mir eine konstruktive, friedliche Diskussion, in der Ansichten und Erfahrungen geteilt werden. Ich denke, eine Patentantwort kann es sowieso nicht geben, daher lasst uns doch mal miteinander diskutieren. Da mich Ansichten zu diesem Thema selber sehr interessieren, würde ich mich über einen regen Meinungsaustausch auf friedlicher und vernünftiger Ebene freuen.

Um den Anfang zu machen, möchte ich natürlich meine eigene Meinung mitteilen.

Pascale schreibt so passend, dass die Angabe „Beeinflusste Natur“ leider sehr schwammig sei. Sehe ich genauso, weil das sehr individuell betrachtet wird. Ich möchte auch nicht verheimlichen, dass mir selber sicher noch eine Menge Erfahrung an Tricks und Kniffs fehlt, welche zu spektakulären Bildern führen können. D.h. mein eigenes „Studio“ besitze ich nicht, da mir hier die Erfahrung und sicher auch Kompetenz fehlt.

Der eine rupft einen Grashalm im Hintergrund heraus und schreibt „Beeinflusste Natur“. Der andere fängt den Falter, trägt ihn sonst wohin, setzt ihn auf einen Ansitz welcher auf einem Stativ montiert ist, positioniert um dieses Stativ zig bunte Blumen und fertigt eine spektakuläre Aufnahme an. Auch hier ist „Beeinflusste Natur“ angegeben.

Womöglich hat sich Beispiel 1, welcher nur einen Grashalm zupfte, eine ganz tolle Location herausgesucht und ein hervorragendes Makro angefertigt. Und das alles direkt vor Ort auf original Ansitz mit original Hintergrund etc. Nur 1 Halm gezupft. Aber jeder denkt doch: „Ach wieder so ein arrangiertes Studiobild“ Damit wird Beispiel 1 Unrecht getan. Beispiel 2 fertigt ein Studiobild an und viele fragen sich: „Warum finde ich in der Natur nie solch spektakuläre Motive mit solch phantastischem Hintergrund ?“ Zumindest ging es mir so, als ich neu im Forum war. Ich selber finde die „Studiofotografie“ große Kunst (welche ich selber keineswegs beherrsche) und will sie damit nicht an den Pranger stellen. Schnell heißt es „Ach wieder so was Arrangiertes …“, aber ich sehe es dennoch als großes Können an. Aber: Ich finde auch, dass es manches verzerrt. Gerade wenn die arrangierten Situationen nicht mehr allzu natürlich wirken. Aber auch hier sind die Grenzen fließend.

Natürlich hat jeder das Recht, seine Fotos so zu machen, wie sie ihm gefallen. Aber ich finde es schade, dass man mittlerweile fast bei jedem Topfoto den Generalverdacht hat „Ach wieder so ein arrangiertes Studiobild“ Ich bin der Meinung, dass solange dem Tier nicht geschadet wird, diese Art von Fotografie absolut OK ist. Aber ich würde mir wünschen, dass dies irgendwie gekennzeichnet werden kann (dies hätte natürlich auch zur Folge, dass der ein oder andere dann nicht mehr so staunen würde).

Ich für mich persönlich definiere „Beeinflusste Natur“ als etwas „Grob verändertes“ bzw. völlig arrangiertes. Ich will auch selber mit offenen Karten spielen und dies anhand einem eigenen Beispiel verdeutlichen:

Wenn ich abends im Biotop einen Schmetterling auf seinem morbiden Ansitz (z.B. ein völlig vertrockneter Blütenstand, Grashalm etc.) auffinde, versuche ich zunächst, ihn direkt dort abzulichten. Nun stellt sich heraus, dass der Wind scharfe Bilder nicht zulässt. Also (jetzt lachen wahrscheinlich einige Profis zurecht) schneide ich vorsichtig den morbiden Ansitz ab und klemme ihn direkt daneben auf einen Pinsel mit einer Wäscheklammer, damit er nicht mehr im Wind wackelt. Nun lassen sich scharfe Bilder anfertigen. Für mich – will ich ganz ehrlich sein – immer noch ein Naturdokument. Warum ?

1. Der Falter befindet sich auf seinem Originalansitz
2. Das Foto wird im Originalbiotop angefertigt
3. Pinsel und Klammer dienen lediglich zur Stabilisierung, nicht zur künstlichen Bildgestaltung

Dies ist natürlich ein Beispiel und heißt nicht, dass die Wäscheklammer immer im Einsatz ist. Daher fände ich es gut, wenn man kurz mit angibt „Naturdokument, Ansitz stabilisiert“. Einen Grashalm entfernen (oder wie es immer so schön heißt wegbiegen – keiner von uns würde diesen doch wegzupfen ) finde ich ebenfalls nicht wirklich erwähnenswert, weil es meiner Meinung nach das Motiv selber nicht verändert. Für mich selber ist wichtig, dass das Motiv, so wie es ist, auch wirklich in der Natur vorgefunden wird bzw. werden kann. Zudem darf dem Tier kein Leid zugefügt werden. Aber ein harmloses Stabilisieren, Grashalm entfernen oder was auch immer finde ich absolut im Rahmen. Ist aber nur meine Meinung ! Auch einen Falter umsetzen finde ich nicht schlimm, würde mir aber wünschen, dass dies angegeben wird. Wobei ich selber bei meinen wenigen Umsetzversuchen zu oft die Erfahrung hatte, dass er mir dann doch wegfliegt, deswegen versuche ich dies fast immer zu vermeiden. Aber da mögen andere mehr Glück haben 

Ich vermute natürlich, dass viele gar nicht wollen, dass andere erfahren, mit welchen Tricks die Bilder gemacht wurden. Man würde wohl teilweise vor „Staunen“ vom Stuhl kippen. Dagegen wird Pinsel und Wäscheklammer ein Witz sein. Ich sage aber nochmals: jeder hat das Recht, seine Bilder so zu gestalten wie ihm es gefällt, so lange niemand darunter wirklich leiden muss.

Ich denke, die große Kunst ist es, direkt vor Ort Situationen und Motive so zu erkennen, dass ein ansprechendes Foto dabei herauskommt ohne viel künstlichen Aufwand. Und dies sollte auch honoriert werden. Ich finde es oft schade, wenn tolle Naturdokumente, welche eine Libelle auf ihrem natürlichen Ansitz zeigt, nicht den Hauch einer Chance gegenüber einem völlig arrangierten Libellenbild inmitten von bunten Blüten haben. Ich möchte noch mal ein Beispiel aufführen.

Himmelblauer Bläuling von Florian Fraaß

[url]704795[/url]

Angegeben als Naturdokument, liest man doch in den Kommentaren, dass das Bild schon extrem studiomäßig wirkt. Das Foto ist aber ein tausendprozentiges Naturdokument. Nichts ist stabilisiert, kein Halm gezupft, einfach nur vor einer im Hintergrund angestrahlten Hecke abgelichtet.

Für mich 2 Beispiele, welche für mich den mittlerweile vorhandenen Generalverdacht belegen (Fotos anderer User möchte ich aus Respektsgründen hier nicht mit einlinken). Daher würde ich mir einfach wünschen, etwas mehr zu den Entstehungsgeschichten zu erfahren. Mir ist klar, dass dies nur ein Wunsch ist, aber man kann ja mal darüber nachdenken. Es ist doch schade, wenn man mittlerweile bei jedem zweiten Bild denkt „Ach wieder ein Studiofoto“ oder gar „Topfotos sind direkt in der Natur gar nicht mehr zu erreichen. Geht nur noch aufwändig arrangiert“.

Was meint ihr ? Wie weit sollte man etwas zur Entstehungsgeschichte seiner Bilder schreiben ? Wie definiert ihr „Beeinflusste Natur“ ? Wie steht ihr zu arrangierten Bildern ?

Nun bin ich mal gespannt, weitere Meinungen zu hören. Ich weiß, dieses Thema ist mal wieder ein heißes Eisen, ich weiß auch, dass ich nicht der Superfotograf bin, der hier über allem schwebend beurteilen darf. Daher hoffe ich, dass wir in einem konstruktiven Umgang einfach mal Meinungen austauschen können. Mehr will ich gar nicht.

Viele Grüße !

Florian

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